Die Berücksichtigung von Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungs-Kriterien (ESG) bei der Anlageentscheidung hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Einige Untersuchungen deuten darauf hin, dass Unternehmen mit hohen ESG-Werten besser abschneiden und weniger Risiken tragen, was in diesen turbulenten und beispiellosen Zeiten besonders wichtig ist.
Bevor wir jedoch zu sehr in dieses Thema einsteigen, geben wir zunächst einige Hintergrundinformationen darüber, was ESG ist. Anschließend erörtern wir das Wachstum dieser Anlagestrategie, ihre Wertentwicklung und Möglichkeiten, wie Sie sie umsetzen können.
Was ist ESG?
ESG ist eine Anlagestrategie, bei der neben finanziellen Faktoren auch ökologische und soziale Faktoren sowie Faktoren der Unternehmensführungs bei Anlageentscheidungen berücksichtigt werden. Sie fällt unter den Begriff 'nachhaltige Anlagen'. Der Begriff ESG wurde 2005 geprägt und populär gemacht, nachdem der UN Global Compact einen Bericht mit Empfehlungen zur Integration von ESG-Themen in die Kapitalmärkte veröffentlicht hatte. Seitdem hat sich der Begriff ESG im Finanzjargon durchgesetzt und wird in Bezug auf Anlagestrategien immer mehr zum Mainstream. Nachstehend finden Sie eine Aufschlüsselung der Faktoren, die sich auf die Auswirkungen eines Unternehmens auf die Umwelt und die Gesellschaft sowie auf die Art und Weise, wie ein Unternehmen geführt wird, beziehen:
- Umwelt (Environmental - E): Klimawandel, Treibhausgasemissionen, Recyclingpraktiken, Wasserverbrauch, Nutzung erneuerbarer Energien, Rohstoffbeschaffung, usw.
- Soziales (Social - S): Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeiter, faire Löhne, Mitarbeiterschulung und -entwicklung, ethische Beschaffung in der Lieferkette, Datenschutz und Datensicherheit, usw.
- Unternehmensführung (Governance - G): Vielfalt im Vorstand, Vergütung von Führungskräften, Unternehmensethik, Transparenz, politische Beiträge usw.
Ratingagenturen bewerten die ESG-Praktiken von Unternehmen und geben ihnen eine Note. Die Methoden und Bewertungen können sich je nach Agentur unterscheiden. Der weltweit größte Indexanbieter MSCI hat beispielsweise ein Bewertungssystem, bei dem es Unternehmen auf einer Skala von 'AAA bis CCC' einstuft, und je nach Bewertung eines Unternehmens wird es als 'Nachzügler', 'durchschnittlich' oder 'führend' eingestuft.
Wachstum bei ESG-Anlagen
Die Integration von ESG in Anlagestrategien hat an Dynamik gewonnen. MSCI nannte drei Hauptgründe für das Wachstum von ESG-Anlagen:
- Neue Herausforderungen: Probleme wie der Anstieg des Meeresspiegels und der Diebstahl personenbezogener Daten sind in der heutigen Zeit immer häufiger anzutreffen und stellen neue Risiken für die Anleger dar. Daher kann ein Anleger die Anlagestrategien nach diesen neuen Risiken bewerten.
- Neue Anleger: Es gibt eine neue Generation von Anlegern, die bei ihren Anlagen nicht nur auf das Endergebnis achten. Das Interesse an Strategien, die ESG-Standards folgen, wächst.
- Verfügbarkeit von Daten und Analysen: Es stehen mehr Forschungsergebnisse und Daten von Unternehmen zu ESG zur Verfügung, die Anleger bei ihren Entscheidungen nutzen können.
Im Jahr 2019 veröffentlichte UBS eine Studie, die mehr als 600 Vermögenseigentümer in 46 Ländern erfasste, die zusammen für ein Vermögen von über 19 Billionen Euro verantwortlich sind. Ein Drittel von ihnen hat bereits die Charta der Vereinten Nationen für verantwortungsbewusstes Anlegen (Principles for Responsible Investment) unterzeichnet, eine Reihe von sechs Prinzipien, die einen globalen Standard für verantwortungsbewusste Anlagen darstellen. Von den verbleibenden zwei Dritteln gaben 68 % an, dass sie ESG-Standards anwenden, und 25 % gaben an, dass sie dies planen.
Einige führende Vermögensverwaltungsgesellschaften stellen sogar ihre Anlagen in den Mittelpunkt ihrer ESG-Strategien. So kündigte BlackRock, der weltweit größte Vermögensverwalter, im Januar 2020 an, seine Strategie auf Anlagen im Zusammenhang mit Fragen des Klimawandels zu verlagern.
Die Integration von ESG in Anlagestrategien nimmt nicht nur zu, sondern wird auch bei der Bonitätsbewertung immer wichtiger. Moody's, eine der drei großen Ratingagenturen, erklärte im April 2020, dass ESG-Aspekte bei der Bewertung der Bonität von Emittenten zunehmend an Bedeutung gewinnen werden.
ESG-Anlagen und Performance
Die Frage, ob Unternehmen mit höheren ESG-Bewertungen besser abschneiden oder nicht, ist seit langem umstritten. Während einige argumentieren, dass die Einbeziehung von ESG-Praktiken der Gesamtperformance schaden und sich negativ auf das Endergebnis auswirken kann, gibt es eine wachsende Zahl von Forschungsergebnissen, die darauf hindeuten, dass dies nicht der Fall ist.
Eine von MSCI im Jahr 2017 durchgeführte Studie ergab beispielsweise, dass Unternehmen mit höheren ESG-Ratings mit einer höheren Rentabilität, einem geringeren Tail-Risiko und einem niedrigeren systematischen Risiko verbunden waren. Im Jahr 2019 veröffentlichte der Internationale Währungsfonds (IWF) einen Bericht, der nahelegt, dass Anleger bei der Zusammenstellung von Anlageportfolios, die ESG-Werten Vorrang einräumen, nicht zwangsläufig Renditeeinbußen hinnehmen müssen. Aus dem Bericht ging jedoch nicht hervor, dass nachhaltige Anleger besser abschneiden als normale Anleger.
Vor kurzem hat die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) im Februar 2020 einen Bericht über Trends, Risiken und Anfälligkeit veröffentlicht, der sich mit diesem Thema befasst. Aus dem Bericht geht hervor, dass die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten bei Anlagestrategien und -entscheidungen in den letzten Jahren zugenommen hat. Er untersuchte auch die Performance des EURO STOXX ESG Leaders 50 Index im Vergleich zu seinem entsprechenden Referenzindex, dem EURO STOXX 50. In einem Zwei-Jahres-Zeitraum von 2017 bis 2019 schnitt der EURO STOXX ESG Leaders 50 besser ab. Die ESMA wies jedoch auch darauf hin, dass die fehlende Standardisierung von ESG-Daten und -Berichten zu Unsicherheiten bei der Messung von ESG-Auswirkungen, Greenwashing und Reputationsrisiken führen kann.
Betrachtet man die Entwicklung der beiden Indizes seit Jahresbeginn, so zeigt sich, dass die beiden Indizes im Januar und Februar 2020 eng beieinander lagen. Der Abstand zwischen den beiden begann sich ab März 2020 zu vergrößern, wobei der EURO STOXX ESG Leaders 50-Index sein Pendant übertraf.

Im März 2020 berichtete Bloomberg, dass 59 % der US-amerikanischen ESG-ETFs den S&P 500 Index übertrafen und 60 % der europäischen ESG-ETFs den MSCI Europe Index im ersten Quartal schlugen. Allerdings wurde auch festgestellt, dass sechs der zehn größten ESG-fokussierten US-Fonds im gleichen Zeitraum schlechter abschnitten als der S&P 500. Daher ist es wichtig festzustellen, dass ESG-Anlagen nicht durchgängig besser abschneiden als andere. Außerdem ist die Performance der Vergangenheit keine Garantie für zukünftige Ergebnisse.
Umsetzung einer ESG-Strategie
Wenn Sie an der Umsetzung einer ESG-Strategie in Ihrem Portfolio interessiert sind, gibt es viele Möglichkeiten, dies zu tun. Was einzelne Aktien betrifft, so ist es relativ einfach, Informationen über das ESG-Engagement und die ESG-Bewertungen eines Unternehmens online zu finden.
Es gibt auch eine wachsende Zahl von Investmentfonds und börsengehandelten Fonds, die nur Unternehmen enthalten, die bestimmte ESG-Standards erfüllen. Informationen über die Zusammensetzung eines Fonds finden Sie auf der Website des Emittenten.
DEGIRO bietet eine Reihe von ESG-Investmentfonds und ETFs auf unserer Plattform an. Außerdem haben wir Zugang zu mehr als fünfzig Börsen in dreißig Ländern, was es Ihnen ermöglicht, ein gut diversifiziertes Portfolio zu niedrigen Gebühren aufzubauen.
Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen nicht der Beratung und stellen keine Anlageempfehlung dar. Bitte beachten Sie, dass sich die Fakten seit der Erstellung des Artikels geändert haben können. Das Anlegen ist mit Risiken verbunden. Sie können (einen Teil) Ihre(r) Einlage verlieren. Wir raten Ihnen, nur in Finanzprodukte anzulegen, die Ihren Kenntnissen und Erfahrungen entsprechen.
Quellen: Bloomberg, Reuters, UBS, MSCI, Motley Fool, Investopedia, BlackRock, ESMA, IWF, Morgan Stanley