Nach einem turbulenten Jahr an den Aktienmärkten hoffen die meisten Anleger vermutlich, dass es zu einer Rally zum Jahresende kommt. Die Geschichte zeigt, dass es dazu kommen könnte, basierend auf dem sogenannten Weihnachtsrally-Phänomen. Was ist also eine Weihnachtsrally und können wir dieses Jahr eine erwarten?
Was ist eine Weihnachtsrally?
Eine Weihnachtsrally ist eine historisch starke Periode für Aktien am Jahresende. Dies geschieht typischerweise an den letzten fünf Handelstagen des Jahres sowie an den ersten zwei Handelstagen des neuen Jahres.
Der Begriff wurde im Jahr 1972 von Yale Hirsh im „Stock Trader’s Almanac“ ins Leben gerufen. Ihm fiel auf, dass der S&P 500 im Durchschnitt um 1,5 % anstieg in dieser Sieben-Tage-Periode zwischen 1950 und 1971. Über die Jahre hinweg kann man sehen, dass dieses Muster anhält. Seit 1945 kam es zu 75 % der Zeit zu Kursanstiegen.
Wenn wir die letzten fünf Jahre näher betrachten, verzeichneten der S&P 500, der Dow und der Nasdaq Composite Rekordanstiege während der Weihnachtsrallyperiode – mit Ausnahme des Nasdaq Composite 2021-22.
Jahr | S&P 500 | The Dow | Nasdaq Composite |
---|---|---|---|
2017-18 | 1,1 % | 0,6 % | 1,4 % |
2018-19 | 1,3 % | 1,1 % | 2,1 % |
2019-20 | 0,3 % | 0,3 % | 0,8 % |
2020-21 | 1,0 % | 0,9 % | 0,4 % |
2021-22 | 1,4 % | 2,4 % | -0,2 % |
Hirsh sieht die Weihnachtsrally nicht nur als häufig vorkommendes Ereignis, sondern auch als Indikator für die Performance des Markts im kommenden Jahr. In einem berühmten Zitat sagte er: „If Santa Claus should fail to call, bears may come to Broad and Wall” (Wenn der Weihnachtsmann nicht kommt, können Bären zu Broad und Wall kommen). Damit spielt er auf die Wall Street an, wo sich die New York Stock Exchange (NYSE) befindet. Er meint damit, dass es bei Ausbleiben einer Weihnachtsrally wahrscheinlicher ist, dass es im kommenden Jahr nicht so positiv für die Märkte aussehen wird und umgekehrt.
In einigen Jahren, z. B. 2008 und 2018, haben die Weihnachtsrallys die Bullenmärkte für die folgenden Jahre vorhergesagt. Im Jahr 2021 war dies jedoch nicht der Fall. In dem Jahr verzeichnete der S&P 500 einen Kursanstieg von 1,4 % während der Weihnachtsrally. Danach kam es jedoch bekanntermaßen zu einem Bärenmarkt im Juni dieses Jahres mit einem Kursrückgang von mehr als 20 %. Es gibt keine deutlichen Beweise für einen Zusammenhang zwischen der Weihnachtsrally und der Markt-Performance, der über den Zufall hinausgeht.
Was verursacht eine Weihnachtsrally?
Es gibt nicht den einen Grund für eine Weihnachtsrally, aber dies sind einige Theorien:
- Anleger kaufen oft Aktien vor der erwarteten Januarrally, auch bekannt als der Januareffekt.
- Die Weihnachtsstimmung macht Menschen optimistischer zu dieser Jahreszeit.
- Jahresendboni und geschenktes Geld zu Weihnachten erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen in den Aktienmarkt anlegen.
- Während dieser Zeit sind institutionelle Anleger im Urlaub, wodurch Privatanleger mehr Einfluss haben. Privatanleger sind meistens eher „bullish“.
- Das Steuerjahr endet am 31. Dezember, wodurch einige Menschen noch schnell Transaktionen abschließen möchten.
Wird es dieses Jahr zur Weihnachtsrally kommen?
Die Weihnachtsrallye hat den S&P 500 seit 1969 im Durchschnitt um 1,3 % steigen lassen. Jedoch gibt es keine Garantie, dass es dieses Jahr wieder dazu kommt. Der S&P 500 hat seit Jahresbeginn einen Kursrückgang verzeichnet, könnte jedoch sein bestes viertes Quartal seit 1999 haben. Gemäß Bloomberg basiert die neueste Rally auf Hoffnung, dass die Inflation sich verlangsamt und dass die größten Zinssprünge vorbei sind.
Das scheint (für den Moment) tatsächlich der Fall zu sein. Gerade erst haben die US-Notenbank (Fed) und die EZB die Zinssteigerungen verlangsamt. Am 14. Dezember erhöhte die Fed den Leitzins um 50 Basispunkte, was ein kleinerer Sprung ist als die Erhöhungen um 75 Basispunkte, die wir eher in diesem Jahr beobachtet haben. Allerdings sagte der Vorsitzende der Fed Jerome Powell, dass es noch ein weiter Weg ist, bis die Inflation sinkt, und gab an, dass es zu weiteren Zinserhöhungen im Jahr 2023 kommen wird. Der S&P 500 verlor 0,6 % als Reaktion auf diese Nachricht.
Am 15. Dezember kündigte die EZB ebenfalls eine Erhöhung des Leitzinses um 50 Basispunkte an, was ebenfalls eine geringere Steigerung ist als bei der letzten Zinserhöhung. Allerdings wird es auch in der Eurozone im nächsten Jahr weitere Zinssteigerungen geben. Die EZB-Präsidentin Christine Lagarde sagte: „Wir sollten eine Zeit lang eine Leitzinserhöhung mit einer Rate von 50 Basispunkten erwarten“. Der Stoxx Europe 600 sank danach um 2,5 %.
Während Anleger negativ auf die Ankündigung höherer Zinsen reagierten, kann es trotzdem am Jahresende und zu Beginn des neuen Jahres 2023 zu einer Rally kommen. Wir werden sehen müssen, ob es dieses Jahr eine Weihnachtsrally gibt!
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Quellen: EZB, Bloomberg, Reuters, Forbes, MarketWatch, Semiconductor Industry Association, Nasdaq